Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen

Mikrokosmen Berlin
integrativer Masterentwurf E6
Prof. Susanne Gross, Stephan auf der Brücken

Für ein ca. 3350 qm großes, freies Grundstück in Berlin-Mitte ist eine Bebauung zu entwerfen, für die es keine typologischen Vorbilder gibt.

Der Entwurf soll eine Antwort geben auf eine aktuelle und prekäre gesellschaftliche Fragestellung: einen mittelfristigen Lebensraum für Flüchtlinge zu entwerfen.
Die Position des Grundstückes am Checkpoint Charlie ist nicht zufällig gewählt. Der berühmteste Grenzübergang zwischen der ehemaligen DDR und dem damaligen Berliner Westen hat eine städtebauliche Bruchstelle erzeugt, die auf der einen Seite eine hohe symbolische Bedeutung für das Thema der Flucht und Migration trägt, auf der anderen Seite an zentraler Stelle eine zusammenhängende freie Fläche bietet, die die Chance zur Entwicklung eines Quartieres mit Modellcharakter birgt.

Der einzelne Flüchtling wird, nachdem er seinen Erstaufnahmestandort verlassen hat, ein soziales Vakuum vorfinden. Im „Makrokosmos“ der Stadt wird er kaum Heimat finden. Die Entwurfsaufgabe ist daher, auf dem Grundstück einzelne, voneinander unabhängige, große Häuser zu entwerfen. In enger Stellung bilden sich darin für überschaubare Gruppen soziale ‚Mikrokosmen‘ heraus: Schulräume, Speisesäle, Küchen, Veranstaltungshallen, Räume für medizinische und juristische Beratung, Sportflächen und Werkstätten, Freiräume auf Dächern und in Innenhöfen etc. sind auf jeweils 5 bis 6 Geschossen so verteilt, dass sich eine lebendige Mischung von Räumen ergibt, die die Identifikation des Einzelnen mit der Gruppe fördert.
In den selbstverwalteten Häusern bilden sich viele städtische Funktionen ab, hier soll sich die Gruppe gegenseitig helfen in der Assimilation an die fremde Sprache, das fremde Rechtswesen, die fremde Kultur. Es ist von einer variablen Gruppengröße von 50 bis max. 120 Personen pro Haus auszugehen. Zwischen den einzelnen Häusern soll eine soziale Vernetzung, aber auch eine gewisse Separation möglich sein. Für das Gesamtgrundstück ist eine städtebauliche Ordnung zu finden, für ein einzelnes Haus, einen einzelnen ‚Mikrokosmos‘, ist eine architektonische Ausdrucksform zu finden.

zuletzt bearbeitet am: 31.05.2016

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